[Austausch/Diskussion] Autismus

  • Liebe Community,

    Der ein oder andere kennt mich sicherlich noch unter dem Namen "Nimmermehr". Ich habe mir einige Gedanken darum gemacht, wie ich diesen Beitrag am besten beginnen könnte, aber fällt es mir zugegebenermaßen schwer, die richtigen Worte zu finden. Nichtsdestotrotz, möchte ich es dennoch versuchen und stelle feierlich die Thematik zu diesem Beitrag vor. Vorab möchte ich sagen, dass ich es auch als wichtig erachte, solches hier anzusprechen und dieses Thema zu beleuchten. Besonders weil Vio-V für viele eine Plattform und Alternative bietet, Kontakte zu knüpfen. Insbesondere seit den Corona Massnahmen.


    Es geht um Autismus und die vielen Arten davon, die in dieses Spektrum fallen. Ein Beispiel: Asperger. Leider habe ich noch nicht das Glück gehabt, gleichgesinnte anzutreffen, die eine ähnliche Geschichte teilen, weswegen ich u.a auch diesen Beitrag erstellt habe, um die eigenen Erfahrungen mit Menschen mit Autismus zu teilen oder gar die Erfahrung, sowie Diagnosestellung von sich selbst.

    Also tauscht euch aus! Vielleicht, kann man mit diesem Thema auch sehr viel Aufmerksamkeit gegenüber Autismus erregen. Insbesondere, da dieser Begriff eher als Beleidigung des Öfteren fällt. Oft wird es auch mit ADHS verwechselt oder mit anderen Diagnosen. Was aber genau, bedeutet es, auf dem Spektrum zu sein? Das versuche ich, so gut wie es geht, mit meinen eigenen Erfahrungen zu verdeutlichen und näher zu bringen.


    Beginnen wir also mit meiner Erfahrung:

    Hallo! Ich bin Desideria und ich bin 24 Jahre alt. Meine Diagnose erhielt ich mit 22 Jahren, was vergleichsweise sehr spät ist aber wiederum auch typisch ist bei Asperger-Frauen, weil Asperger in Frauen, oft weniger auffällig zu erkennen ist als bei Männer. Auffälligkeiten, abseits von Schwierigkeiten im Sozialisieren, Freunde finden und im Bereich der Interessen, gab es nicht, weswegen es sehr einfach als "Unbeholfenheit" durchging und man es nicht als ungewöhnlich empfand. Bevor ich meine Diagnose gestellt bekommen habe, erhielt ich einige Falsche, da die Grenze zwischen Asperger und andere Diagnosen sehr nah beieinander liegen. Ich weiß nicht, was schwerer war. Das Gefühl, dass irgendwas anders mit einem selber war oder die Realisation, dass man etwas hatte, was keine Heilung verspricht und in der heutigen Zeit noch sehr missverstanden wird. Ganz klar möchte ich aber auch unterstreichen, dass Autismus sich in jeder betroffenen Person anders äussert. Doch vieles, kann auch ähnlich oder gar gleich sein. Ich möchte auch nicht das Asperger-Syndrom, beispielsweise, schlecht reden, denn gibt es auch gute Aspekte, wie beispielsweise das Auge für Detail und der Perfektionismus. Natürlich gibt es auch eher die eigenartige Dinge, wie z.b. der Wunsch nach Routine und die Überforderung bei Spontanität und Änderungen. Das imaginäre Tauziehen zwischen die Freude an sozialen Kontakten und der Wunsch, völlig sich von solchem zu distanzieren - Also oftmals ein komplizierter Kampf, der viel an Überwindung kostet. Es existiert ebenso auch das Mythos dass Asperger Autisten keinerlei Empathie empfinden können, was so nicht stimmt. Empathie kann man empfinden, nur besteht die Problematik, dass man schlichtweg nicht genau weiß, wie man mit diesen gewonnenen Informationen zu reagieren hat. Um einen Vergleich anzustellen, der andere auch eher nachempfinden können: Es fühlt sich so an, als wäre man in einem Land, dessen Sprache man überhaupt nicht versteht. Nur, dass es hierbei nicht die verbale Sprache ist, sondern Dinge wie Körpersprache, Umgang mit Konflikten, auf andere zuzugehen und die Gedankengänge verstehen. Es fehlt schlichtweg auch einfach der Instinkt, der sagt, dass gewisse Dinge unpassend zu sagen sind oder zu verletzend. Alles Problemchen, die man sich mit Therapie und viel Zeit aber aneignen kann. Aber dennoch: Hinderlich und belastend!


    Also wie ihr sicherlich merkt, könnte ich diesen Text weiterhin ergänzen mit unzähligen Beispielen, aber würde das jeglichen Stoff für den Austausch hier rauben, also teilt eure Erfahrungen und Fragen zu dem Thema mit! Wenn ich damit auch nur eine Person helfen kann, ist es das allemal Wert! :)


    Links zu dieser Thematik:

    Asperger Syndrom

    Sammelbegriff: Autismus

    Eine witzige Netflix Serie, die dieses Thema befasst

    • Offizieller Beitrag

    Danke erstmal für den Post, sowas erfordert viel Mut und auch Danke für den Einblick!

    Finde das Thema faszinierend, vor allem da es ja ein sehr vielschichtiges Problem ist. Wenn man Autismus in Film & Fernsehen sieht, ist das immer das absolute Ende des Spektrums, Menschen die nicht angefasst werden wollen und in 2 Sekunden jeden Computer hacken etc.
    Solche Darstellungen sind natürlich verwirrend, und bringen den Menschen ein falsches Bild bei, wenn es um Menschen mit Autismus geht.

    Insbesondere, da dieser Begriff eher als Beleidigung des Öfteren fällt.


    Was empfindest du, wenn du es im Kontext einer Beleidigung hörst? Ich gebe ehrlich zu, das auch des Öfteren zu tun, und damit meine, jemand verhält sich, wie man eben den/die in den oben genannten Medien dargestellten Autisten vorstellt (Sozial komplett inkompetent etc.) .


    Ich glaube, gerade solche Posts wo man eben auch normale Einblicke bekommt, helfen enorm im Verständnis mit dieser Störung.

  • Danke erstmal für den Post, sowas erfordert viel Mut und auch Danke für den Einblick!

    Finde das Thema faszinierend, vor allem da es ja ein sehr vielschichtiges Problem ist. Wenn man Autismus in Film & Fernsehen sieht, ist das immer das absolute Ende des Spektrums, Menschen die nicht angefasst werden wollen und in 2 Sekunden jeden Computer hacken etc.
    Solche Darstellungen sind natürlich verwirrend, und bringen den Menschen ein falsches Bild bei, wenn es um Menschen mit Autismus geht.


    Was empfindest du, wenn du es im Kontext einer Beleidigung hörst? Ich gebe ehrlich zu, das auch des Öfteren zu tun, und damit meine, jemand verhält sich, wie man eben den/die in den oben genannten Medien dargestellten Autisten vorstellt (Sozial komplett inkompetent etc.) .


    Ich glaube, gerade solche Posts wo man eben auch normale Einblicke bekommt, helfen enorm im Verständnis mit dieser Störung.

    Das ist es halt leider auch. In Filmen und Serien werden gerne einmal auch mal die extremeren "Fälle" des Autismus dargestellt, da man wahrscheinlich wohl bei milderen Fällen, es nicht wirklich erkennen könnte. Gibt aber auch genügend Filme wiederum, die es sehr dezent und realistisch vermitteln.


    Bezüglich der Beleidigung: Nun ja, ich denke, es kommt auf die Situation drauf an. Ist man unter Freunden, die beispielsweise nicht Wissen, dass man Autist ist, aber halt, wie viele andere, den Begriff einfach nutzen, weil man es irgendwo aufgeschnappt hat, bin ich ihnen nicht wirklich böse. Das liegt daran, dass ich auch weiss, dass sie es sicherlich auch nicht böse meinen, sondern wahrscheinlich es einfach nutzen, weil es nun mal "populär" ist.


    Womit ich aber ein Problem habe jedoch, sind die Leute, die es einfach nur übertreiben. Man bittet sie freundlich darum, ob sie das vielleicht auf ein Minimum reduzieren können. Wenigstens, wenn man anwesend ist, weil es etwas unangenehm ist. Die Antwort daraufhin war schlichtweg Unverständnis und ein "Nur weil es dir unangenehm ist, werde ich sicherlich nicht die Anderen dazu auffordern damit aufzuhören." Ich meine, okay, ich will nun nicht auch, dass sich alles nur wegen meiner Problematik ändern muss oder man 100% Rücksicht darauf nehmen muss, weil ich schlichtweg auch nur wie Jemand behandelt werden möchte, der nicht diese "Umstände" mit sich rumträgt. Aber auch als "normaler" Mensch, gibt es nun mal Grenzen, die man überschreiten kann.